Eine Werbung vom Münchner Merkur höre ich fast jeden Morgen im Radio. Sie behandelt die wirklich wichtigen Stationen im Leben eines Bundesbürgers: der erste Kuss, das erste Auto, das zweite Auto, das dritte Auto, nach weiterer Werbung das vierte und fünfte … Ich kann diese bescheuerten „Marketingfahrlässigkeiten“ einfach nicht mehr hören!
Der Lyrikdienst von Martin Auer liefert mit jedem Reload der Seite einen neuen Haiku per Zufallsgenerator. Ein schöner Kontrast: Mitten im globalen Hypertext wählt Auer diese vollkommen in sich ruhende Form.
nov, 27. Juli 2110Heute wird mit Informationen gesteinigt. Enthüllungen kommen als Holografie ins Haus. Auf den Schiedsplattformen im Netz können sie eingeladen werden. Man sieht sich schon bald umringt von den gewaltigsten Vergehen und erlebt sie plastisch mit. Aber wie detailliert müssen die Beweise sein, dass man erkennt, dass kriegsähnliche Zustände Kriege sind, dass Kriege brutal und nicht chirurgisch geführt werden und grundsätzlich zivile Opfer fordern? Leider ist es so, dass uns die fortwährenden Enthüllungen abgestumpft haben. Sie haben sich mit einem fiktiven Charme ausgestattet, und gerne sagt man: „Wieder mal eine gut gemachte Denunziationskampagne!“ Trotzdem gibt es keine Alternative zum Blasen der Pfeife, gerade wenn man, bestätigt durch Dokumente und Holobeweis, plötzlich sicher weiß, was man schon immer wusste. |
To be continued …
Hier ein Fundstückchen, da eins – im Netz sind fleißige Sammler unterwegs. Ihre elektronischen Briefmarkenalben sind hübsch anzuschauen, durchaus geistreich und mit seltenen Stücken veredelt. Aber allzu oft täuscht das bunte Spektrum kosmetisch über die Tatsache hinweg, dass es an Aussagen mangelt und das Netz sich an zahlreichen Stellen einfach reproduziert. So kann man unter der Make-up-Schicht der Aktualität alles oder nichts in der Netzkultur finden – oft auch leider letzteres.
nov, 6. Dez. 2109Aber wozu überhaupt nach draußen? Seit die Menschen weniger vor die Tür gehen, sind kaum mehr Gewaltverbrechen zu verzeichnen. Es gibt alles frei Haus. Nahrungsmittellieferungen per Rohrpost, Kommunikation über das Netz, Reparaturen per Ferndienst. Die meisten Geräte warten sich selbst, da sollte man sich auch nicht einmischen. Was wir anfordern, bekommen wir, aber wer will sich schon die Bude vollmüllen. Geld wurde vor zwanzig Jahren abgeschafft. Wenn ich mich an die Geschichten meines Vaters erinnere … So um 2020 war das damals so genannte Internet eine Konsum-Ruine geworden, weil man für Inhalte bezahlen musste. Absichtliche Desinformation, unfassbar aus heutiger Sicht! Wie hieß die damalige Medienmafia doch wieder? Irgendwas mit hüpfen oder springen. Oder Berlusconti? Die hatten die ganze Welt im Griff, sagte mein Vater, und wuschen die Gehirne global mit Werbung für Dinge, die niemand brauchte. Das Einzige, was der Normalmensch da beisteuern durfte, war Anworten auf bescheuerte Quizfragen zu geben. |
To be continued …
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