Hyperbaustelle

2110 – Elektro-Urnen

nov, 4. Dezember 2110

Hatte heute eine längere Unterredung mit meinem Vater. Als seine Visionen von der Zukunft immer düsterer wurden, musste ich ihn leider abschalten. Seine Holografie sackte wieder in die Festplatte zurück, auf die seine Gedächtnisinhalte nach seinem Tod heruntergeladen wurden. Eine KI-Technologie, die sich schon Marvin Minsky im 20. Jahrhundert vorgestellt hatte.

Mein Minskymat beinhaltet meine Eltern und Großeltern, mit denen ich mich unterhalten kann, wann immer ich möchte. Und ich stelle fest, dass sie auch auf der Festplatte einer Entwicklung unterliegen. Die Hologramme, die sie aussenden, verändern sich. Nicht dass sie älter würden. Mein Vater legt immer mehr Wert auf dunkle Augenhöhlen und ausgemergelte Züge. Während meine Großmutter von Session zu Session jugendlicher wird. Die Gespräche mit ihr sind geradezu paradiesisch. Sie ist davon überzeugt, dass ein goldenes Zeitalter angebrochen ist, seit die Welt die Atomkraft endgültig verabschiedet hatte.

To be continued …

Alle Tagebucheinträge von nov aus dem 22. Jahrhundert

Dieser Beitrag wurde am Samstag, 04. Dezember 2010 um 09:55 Uhr von nov veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Tagebuch 2115 abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen. Du hast die Möglichkeit einen Kommentar zu hinterlassen, oder einen Trackback von deinem Weblog zu senden.

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4 Comments »

  1. Die Vorstellung, dass auch ein virtuelles geistiges Fortleben einer Evolution unterliegt, die das Individuum selbst steuern kann, finde ich sehr inspirierend!

    Comment: paul – 04. Januar 2011 @ 11:26

  2. @paul: Wenn Dich das inspiriert, lies mal Greg Egan, z.B. Schield’s Ladder.

    Comment: Thorsten Roggendorf – 04. Januar 2011 @ 22:34

  3. @thorsten: Vielen Dank für den Tipp! Scheint ja ein ganz interessanter Autor zu sein.

    Wikipedia über ihn: „Ein wiederkehrendes Motiv seiner Romane ist die Übertragung des menschlichen Bewusstseins von einem biologischen Körper in einen Computer, wo dieses seine Existenz in einer virtuellen Realität zeitlich unbegrenzt fortsetzen kann, wobei die möglichen Folgen für das Individuum diskutiert werden. Egan gehört damit zu den Autoren, die sich stark mit dem Posthumanismus auseinandersetzen.“ Werd ich mir mal besorgen.

    P.S. Seine Homepage ist gewöhnungsbedürftig.

    Comment: paul – 05. Januar 2011 @ 13:11

  4. Ja, Thorsten, der Egan-Bezug liegt nahe, aber das Ganze war ein bisschen vielleicht durch Lem und Dick inspiriert.

    Comment: nov – 31. Januar 2011 @ 17:24

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